Eine mit Kindern gemeinsam erstellte Seite für Kinder auf der Homepage der Stadt Buchen – das war die Projektidee. Ein eigenes digitales Kinder-Rathaus.
„Weißt du, wie unsere Stadt und unser Rathaus funktionieren?“ „Was macht eigentlich ein Bürgermeister den ganzen Tag?“ Solche neugierigen Kinderfragen sollen künftig in Buchen vom Digitalen Kinderrathaus beantwortet werden. Demokratie, Politik, Rathaus und Kommune sollen für Kinder verständlich erklärt werden und im Idealfall weitere kindliche Neugier wecken.
Wie lief das ab?
Das Digitale Kinderrathaus in Buchen ist ein aus dem Beteiligungsprojekt des Bündnisses „Der Ländliche Raum für Zukunft“ entstandenes Projekt. Die Bürgerbeteiligung unter dem Titel „Zukunft vor Ort“ wurde in Kooperation mit dem Gemeindetag von Januar bis März 2021 pandemiebedingt zumeist online durchgeführt.
Nach dem digitalen Auftaktdialog und vier Online-Workshops sind aus vielen dabei zusammen getragenen Ideen die vier Workshops I „Innenstadt, Ortsteile und Infrastruktur“, II „Alt und Junge + Kultur und Soziales“, III „Digitalisierung“ und IV Nachhaltigkeit entstanden. Nach einer Priorisierung in der Ergebnisdokumentation wurden schließlich vier Arbeitsgruppen „Wochenmarkt + Regionale Produkte“, „Vernetzung Vereine“, „Netzwerk Mensch + Umwelt“ sowie „Digitales Kinderrathaus“ gebildet.
Die Arbeitsgruppe „Digitales Kinderrathaus“ hat sich seitdem regelmäßig online oder in Präsenz getroffen. Ihr Ziel: eine Webseite „Digitales Kinderrathaus“ unter Einbindung möglichst vieler Kinder aufzubauen. Gemeinsam ist man diesem Ziel ein großes Stück nähergekommen. Noch braucht es aber etliche Arbeitsschritte, um die Seite veröffentlichen zu können.
Die Diplompädagogin und ehemalige Grundschulrektorin Helga Ritter hat sich beim Beteiligungsprojekt als ehrenamtliche Leiterin der Arbeitsgruppe zur Verfügung gestellt. Ihr war und ist die Arbeit mit Kindern schon immer sehr wichtig. Als Autorin der von der Landezentrale für politische Bildung herausgebrachten Grundrechtefibel „Voll in Ordnung – unsere Grundrechte“ bringt sie viel fachliches Knowhow mit. Die beiden Freunde Poli und Tik, die als Puppen in der Fibel die „Poli-Tik“ erklären, sind von Helga Ritter erschaffen worden. Dankenswerter Weise stellt sie ihre Rechte an den Figuren zur Verfügung: im Digitalen Kinderrathaus begleiten sie die Kinder auf ihrer Erkundungstour.
Im Kernteam der Arbeitsgruppe bringen sich außerdem der Beigeordnete der Stadt Buchen, Benjamin Laber und seine Kollegin Helga Schwab-Dörzenbach sowie im Wechsel die SchulsozialarbeiterInnen Justin Hartmann, Jasmin Hauk, Stefanie Adrian und Ina Reschke sowie ehrenamtlich Clara Linke, Markus Dosch, Alexander Weinlein und Matthias Grimm ein. Über weitere Interessierte –insbesondere natürlich Kinder- würde man sich freuen. Die wichtige Zusammenarbeit mit den Schulen wurde angestoßen, eine weitergehende Akzeptanz sowie Ausbau und Vertiefung seitens der Schulen wird angestrebt.
Grundrechtefibel
Die Kinderrechte und die bereits erwähnte Grundrechtefibel sollen als übergeordnetes Thema ein wichtiger Bestandteil des Digitalen Kinderrathauses sein. Zu diesem Thema fand eine Ausstellung des Kinderschutzbundes Neckar-Odenwald-Kreis im Rathaus in Buchen statt. Hier wurden Anregungen von Kindern gesammelt, die sich auf der Homepage wiederfinden sollen.
Kindgerecht informieren
Die Webseite soll kindgerecht erklären, wie das Rathaus und beispielsweise Demokratie funktionieren. Die Kurztexte sollen barrierefrei und in einfacher Sprache geschrieben werden. Illustriert mit möglichst vielen Fotos, Bildern und Erklärvideos können Kinder erfahren, dass sie Rechte haben und wie sie die einfordern können. Angedacht ist, den Kindern eine Plattform zum Austausch und für Fragen bzw. Rückmeldungen zu bieten. Die Kinder sollen, so eine der Leitideen, bei der Gestaltung mitwirken und das Projekt lebendig machen. Letztlich soll die Seite einen direkten Austausch zwischen Kindern und dem Rathaus ermöglichen und sich dadurch immer weiterentwickeln.
Da die Stadt Buchen 14 Stadtteile hat, wünscht sich die Arbeitsgruppe wünscht sich, dass sich möglichst Kinder aus allen Stadtteilen einbringen.
Umfrage bei Kindern
Um die Interessen und Fragen der Kindern zu ermitteln, hat die Arbeitsgruppe eine Umfrage bei Kindern der dritten bis sechsten Klassen durchgeführt.
Über die Schulen wurden Fragebögen verteilt, die das Team zusammen mit dem Schulträger erstellt hat. Gefragt wurde nach Lieblingsplätzen, ob die Kinder in Vereinen aktiv sind, ob die Kinder auch die anderen Stadtteile kennen - aber auch, ob es Gegenden in Buchen gibt, in denen sie sich nicht wohl und sicher fühlen. Eine Frage beschäftigte sich mit konkreten Erfahrungen der Kinder mit dem Rathaus. Wer ist wohl für die Spielplätze und Schulen verantwortlich? Die Auswertung der durchaus aufschlussreichen Antworten ist noch nicht endgültig abgeschlossen. Tatsächlich waren viele Kinder noch nie im Rathaus und längst nicht alle Kinder sind in Vereinen aktiv. Interessant sind auch ihre Wünsche: die gehen von „dass Corona vorbei ist“ bis hin zu „mehr Spielplätze“.
Rasender Kinderreporter
Fest eingeplant ist ein Casting für einen „rasenden Kinderreporter“, der zusammen mit anderen Kindern Clips beispielsweise vom Rathaus dreht und auf lustig-lockere Art Licht ins Dunkel der vielen Kinderfragen bringt. Diese Clips – darunter auch ein Interview mit dem Bürgermeister - werden dann auf der Kinderseite eingestellt.
Buchi macht sich auf Erkundungstour
Buchi ist ein kleiner Plüschmaulwurf, der sich erstmals anlässlich eines Wettbewerbs zur Sanierung der Buchener Marktstraße präsentierte. Damals entstand bei einem Malwettbewerb ein von Kindern gestaltetes Maulwurflogo. Viele Buchis wurden verteilt und jetzt soll die Figur gemeinsam mit Poli und Tik den Kindern kompliziert erscheinende Themen wie Kommunalpolitik, Rathaus, Demokratie und mehr einfach und kindgerecht erklären.
Thematisch verwandt ist das Thema „Jugendbeteiligung“, das sich letztlich an „große Kinder“ wendet. Nach einem gemeinsamen Antrag der Jungen Union Buchen und der Jusos Buchen/Walldürn Aktuell wurde in Buchen eine Arbeitsgruppe „Jugendbeteiligung Buchen“ unter Beteiligung der SMVen verschiedener Schulen gegründet – ein Neustart in dieser Richtung. Ein Förderantrag beim Programm „JugendBeWegt“ wurde bewilligt und mit einem dadurch geförderten Jugendforum soll zusammen mit den Jugendlichen ein für Buchen geeignetes, dauerhaftes Beteiligungsmodell entwickelt und etabliert werden.
Die Rubrik des Digitalen Kinderrathauses ist in Teilen ganz sicher auch für Erwachsene interessant. Denn manchmal sind es die einfachen Erklärungen, die neue Erkenntnisse bringen oder einen anderen Blickwinkel auf bereits bekannt Themen ermöglichen.